Grossmutters-Sparstrumpf.de – Interview mit Christian Thiel

Christian Thiel ► grossmutters-sparstrumpf.de ► Website

Christian Thiel ist nicht nur Single-Berater, sondern auch Finanzblogger. Seite einigen Jahren hat Christian eine große Leserschaft für sich gewinnen können und hat uns in diesem Interview so einige spannende Dinge zu berichten. Grossmutters Sparstrumpf 2.0

Grossmutters-Sparstrumpf – Über ​Christian, seine Motivation und ​Ziele

Vielen Dank Christian, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst. Bitte erzähle uns zu Beginn etwas mehr über Dich.

Ich bin von Beruf Single- und Paarberater, komme also eher aus dem Bereich der Psychologie. Das scheint mir ganz gut zu Aktien und Geldanlage zu passen. 

Im Grunde geht es da pausenlos um Fragen, die eindeutig psychologisch sind. Es geht zum Beispiel darum, dass Anleger gerne in der Euphorie kaufen – und verkaufen, wenn der Markt in Panik ist. Oder dass sie überhaupt Angst vor Aktien haben.

Geldanlage ist alles andere also rational.

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Das betrifft auch eine andere Frage, die gerade von Finanzblogs gerne aufgeworfen werden. Die Autoren wollen unbedingt „finanziell frei“ sein und so schnell wie möglich nicht mehr arbeiten müssen.

Damit zäumen sie aber das Pferd von hinten auf.

Menschen sind erwiesenermaßen viel glücklicher, wenn sie einer Arbeit nachgehen. Und sie sind natürlich noch glücklicher, wenn ihnen diese Arbeit sehr viel Freude macht.

Am unglücklichsten aber sind Menschen, die keine Arbeit haben – einerlei ob sie von Hartz 4 leben oder Millionen sind Menschen ohne eine Arbeit – und das selbst, wenn sie geerbt haben.

Du hast Deinen Blog http://grossmutters-sparstrumpf.de​ im März 2015 ins Leben gerufen und das Motto „Langsam reich werden – und gelassen in Rente gehen“ gewählt. Kannst Du uns etwas mehr darüber erzählen, wie es zur Gründung Deines Blogs und zu diesem Motto kam?

Ich war frustiert über die schlechte Berichterstattung der Medien in Deutschland über die Aktien, die ich gut finde. APPLE, AMAZON, FACEBOOK, NETFLIX, TESLA. 

Das sind nun mal amerikanische Unternehmen – und die Presse hier neigt dazu, stets neidisch auf die zu schauen.

Leider sind die Berichte auch in der Wirtschaftpresse dann oft so schlecht, dass es wirklich grauenvoll zu lesen.

Bei mir gibt es jetzt unter anderem gute Berichte zu APPLE und FACEBOOK – und die größte Sammlung an APPLE-Analysen gibt es als gratis-eBook – Was macht Warren?. Mir macht das einfach Freude, die Texte zu schreiben – und genau davon lebt ja ein Blog. Vom Spaß beim Schreiben.

Mit dem Motto „Langsam reich werden“ wollte ich klar machen, das bei mir nicht gezockt wird. Sondern angelegt. In aller Ruhe.

Wen möchtest Du mit Deinen Themen erreichen und wie viele Leute lesen regelmäßig Deinen Blog?

Ich schreibe für Langfristanleger. Wer dauerhaft Aktien halten will, der ist bei mir richtig. Das Thema ETF kommt auch immer mal wieder vor, ist aber nicht mein Schwerpunkt. Ich setze auf Einzelaktien – weil ich den Index schlagen will.

Wir Blogger leben ja von Klickzahlen – und da kann ich mich über mangelnden Zuspruch nun wirklich nicht beklagen.

Ich habe etwa 3.000 Besucher am Tag und im Jahr um die 3 Millionen Seitenaufrufe. Diese Zahlen steigen noch immer sehr stark, um rund 250 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Ich bin manchmal allerdings etwas erstaunt, wenn ich 4.500 Leserinnen und Leser an einem Tag auf meinem Blog hatte – und auf meiner beruflichen Seite waren nur 200. Aber dafür ist grossmutters-sparstumpf eben ein Blog.

Wie oft veröffentlichst Du neue Beiträge in Deinem Finanzblog und was sind Deine Lieblingsthemen?

Wenn wir eine Korrektur haben, wie in den letzten Wochen, dann schreibe ich möglicherweise jeden zweiten Tag einen neuen Text zum Stand der Korrektur. 

  • Wie lange wird sie dauern? 
  • Wie häufig sind Korrekturen?
  • Wie kann man Korrekturen von Bärenmärkten oder gar Crashs unterscheiden?

Auf diese Weise erreiche ich meine Leserinnen und Leser wenn das Thema gerade aktuell ist. Man sieht das an den Zahlen.

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Was ist der meistgelesene Beitrag in Deinem Blog und was macht diesen bei Deinen Lesern so beliebt?

Da musste ich jetzt erst einmal nachschauen, weil ich das gar nicht weiß. Es ist der Beitrag mit dem Titel „Die Dirk-Müller-Verschwörung“. In dem ging es um die hohen Kosten, die Fonds Für Anleger verursachen.

Der Text war deshalb so beliebt, weil der Name „Dirk Müller“ so bekannt ist. 

Und dazu kam noch meine Idee, das ganze eine Verschwörung zu nennen – das hat gereicht, um den Text auf Platz eins zu katapultieren.

Auf Platz zwei kommt dann aber schon der Text „Hilfe – ich habe keine Rente!“. 

Das war eine echte Leserinnenfrage – und der Text war ungeheuer aufwändig. Ich hatte noch nie zur Frage der Rente geschrieben und wie man im Alter langsam seine Aktie oder ETFs verkaufen kann.

Platz drei ist dann eines meiner absoluten Lieblingsthemen: „Arbeitest du noch – oder bist du schon finanziell frei?“. Da geht es um die oben angesprochene Frage der Zufriedenheit mit der Arbeit. Menschen sind viel glücklicher, wenn sie eine Arbeit haben, die ihnen Freude macht. Das scheinen all die Blogs die von der „finanzielle Freiheit“ schwärmen nicht begriffen zu haben.

Man bekommt als Blogger regelrechte Hassposts wenn man sagt, dass man gerne arbeitet. Mein Ziel ist es, Menschen die Vorteile einer Arbeit die Freude macht zu erklären.

Das gilt ja auch im Alter.

Menschen die auch im Altern noch arbeiten sind körperlich fitter, seelisch ausgeglichener und – jetzt kommt ein Punkt den kaum jemand kennt – sie leben auch noch länger. Sagt die Forschung.

Du hast das Buch „”Schatz, ich habe de​​​​n Index geschlagen!“: Wie ich auszog, die besten Aktien der Welt zu kaufen So macht Geldanlage Spaß“ veröffentlicht. An wen richtet sich das Buch und wie müsstest Du den Inhalt beschreiben, wenn Du nur 50 Wörter zur Verfügung hast?

Ich habe als Anfänger für Anfänger geschrieben. Ich habe die Basics der Geldanlage beschrieben und einige Prinzipien, die ich für wichtig halte.

Es ist ja in Ordnung, den Index zu schlagen, aber warum gelingt es den meisten Privatanlegern denn nicht?

Der durchschnittliche Anleger macht gerade mal halb so viel Gewinn wie der Index – und weiß das nicht einmal, weil er sich hütet, seine Performance zu messen. Die schauen da einfach nicht hin. Und andere wiederum Zocken an der Börse wie im Spielcasino. Diese verschiedenen Welten wollte ich in ein Buch zusammenbringen.

Den Inhalt des Buches kann ich ganz kurz beschreiben: Wer sich einmal in seinem Leben für ein paar Stunden mit dem Thema Geld beschäftigt, der kann sich danach wenn er möchte täglich mit seinen Geldanlagen beschäftigen.

Aber er muss das nicht tun.

Er kann auch etwas ganz anderes machen: Drei ETFs kaufen – fertig. Kostet Jahr für Jahr ungefähr 30 Minuten um die Strategie zu überprüfen. Den Rest macht die Steuerberaterin. Ich wollte den Menschen vor allem die Angst vor Aktien und ETFs nehmen. Und für eine sinnvolle Geldanlage werben.

Finanzielle Unabhängigkeit und Investitionen

Was war Deine bislang beste Investition?

Am besten bin ich mit APPLE gefahren, weil ich die schon sehr lange habe. Sie haben deshalb die meisten Gewinne eingebracht. Tun sie noch immer. Und mit MASTERCARD, weil die Aktie ständig steigt und nie korrigiert. Und mit AMAZON, weil Jeff Bezos jeden Tag eine neue gute Idee hat, wie er sein Unternehmen weiter entwickeln kann. Und NETFLIX, weil dem Streaming die Zukunft gehört.

Hast Du Dich seit Deinem Start am Finanzmarkt schon einmal so richtig verzockt? Weißt Du noch was die Gründe dafür waren und was hast Du daraus gelernt?

Ich hatte mal Aktien von 3D-Systems und von GOPRO. Da war ich eindeutig zu optimistisch was die Zukunftsperspektiven angeht. Ich lege unterdessen nur noch sehr selten in so kleinen Unternehmen an. Es ist extrem schwer, deren Entwicklung einzuschätzen. Bei FACEBOOK oder AMAZON ist das viel leichter.

Welchen Online-Broker nutzt Du und warum?

Ich nutze Maxblue von der Deutschen Bank. Zum einen bin ich da aus alter Gewohnheit. Ich bin 1998 über die bank24 dort hingekommen. Und dann bin ich wegen der Daten noch immer dort. Ich kann mir zum Beispiel meine Performance für die letzten fünf Jahre anzeigen lassen.

Lesetip: Broker Vergleich

Ich habe den Chart für dieses Interview gerade mal runtergeladen. Sind knapp 140 Prozent in gut fünf Jahren (2012-heute):

Maxblue - Anzeigemöglichkeit der historischen Performance von 5 Jahren

Solche Funktionen haben andere Anbieter nicht. Da ich nur sehr selten kaufe und verkaufe sind besonders günstige Preise des Brokers für mich auch nicht so wichtig.

Welche Form der Geldanlage favorisierst Du im Moment?

Ich bin zu 100 Prozent in Aktien investiert. Das bleibt auch noch lange so, da ich eine Lebensversicherung habe, die in einigen Jahren fällig wird. Die legt sehr konservativ an.

Ich muss das deshalb nicht machen. Die Lebensversicherung ist meine risikoarme Anlage – um jetzt mal mit den Worten von Gerd Kommer zu sprechen. Mein persönliches Geld aber, oder besser gesagt, das Geld meiner Familie, liegt im Markt. Und da bleibt es auch.

Zukunftsprognosen und Weissagungen

Wird das Finanzsystem wie wir es heute kennen, auch in 10 Jahren noch existieren?

Die Frage wurde mir 1980 zum ersten Mal gestellt. Seit damals hat sich an den Argumenten nicht viel geändert. Die Welt ist zwar näher zusammengerückt. Aber das Finanzsystem funktioniert immer noch erstaunlich gut.

Das wird so bleiben. Auch wenn es mal Krisen gibt.

So heftig die letzte auch war – verglichen mit der von 1929-1932 war sie ein Klacks. Die Welt hat seither hinzugelernt. Zum Glück. Meine Devise ist in der Regel die von Warren Buffett:  Don’t bet against America.

TOP 3

Welche 3 Bücher kannst Du empfehlen und warum?

Die drei besten Bücher zur Geldanlage die ich kenne heißen:

  1. Christopher Mayer: 100Baggers. Stocks that return 100-to-1 and how to find them. 
  2. ​Michael Lewis, The Big Short.
  3. Mike Dash, Der Tulpenwahn. Die verrückteste Spekulation der Geschichte.

​Das war das Interview mit Christian Thiel, Gründer der Website www.grossmutters-sparstrumpf.de  | Satte 5/5 Sterne für diesen tollen Finanzblog.