Invest 2018 – Meine Erfahrungen während des Messebesuchs

Am 13. und 14. April 2018 fand die Leitmesse für Finanzen und Geldanlage in Stuttgart statt. Die Zahlen für 2018 sprechen für sich. Mehr als 12.000 Besucher ​kamen zur Messe und 144 Aussteller präsentierten auf ca. 11.000 qm Fläche ihre Produkte und Dienstleistungen. ​

Meine persönlichen Highlights während der Invest

Auf der Invest gab es wie zu erwarten Licht und Schatten. Kommen wir zunächst zu meinen persönlichen Highlights.

Scalable Capital und quirion

Am 1. Tag hatte ich die Möglichkeit, während der Gesprächsrunde zum Thema „Chancen und Risiken von Robo Advisors“ dabei zu sein. Hier gaben sich Erik Podzuweit – Gründer von Scalable Capital, Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Würtemberg und Anna Voronina, Leiterin von quirion die Ehre.

Ich fand insbesondere die letzten 15 Minuten sehr interessant, in denen Klartext in Bezug auf die Erwartungshaltung von Anlegern gesprochen wurde. Es würde dabei sehr klar von allen Beteiligten darauf hingewiesen, dass sich fallende Märkte auch unweigerlich auf die durch Robo Advisors gesteuerten Depots auswirken.

Angespornt von der Authentizität des Vortrages habe ich im Anschluss an den Vortrag spontan die Initiative ergriffen. Zum einen habe ich schon vor einigen Wochen ein Interview mit Erik Podzuweit geführt und ihn nach einem gemeinsamen Foto gefragt​. Hier ist seine Antwort:

Zum anderen plane ich meine Interviewserie mit Robo-Advisor-Anbietern weiter auszubauen und so habe ich gegenüber Anna Voronina, Leiterin quirion bei der Quirin Privatbank AG, mein Interesse an einem gemeinsamen Interview bekundet​.

Von der sofortigen Bereitschaft beider, meinem Wunsch nachzukommen, war ich glaube selbst etwas überrascht. Und so gab es nicht nur das gewünschte Foto, sonder auch ein spontanes ​Interview mit Anna Voronina. Kein „müssen wir mal sehen“, „lassen sie uns mal schauen“, oder ähnliches, sondern straight forward ein JA. Coole Sache! Danke an Sie beide! (Das Interview wird schon bald hier auf GELDz.de veröffentlicht).

Der P2P-Anbieter Bondora

Auf der Invest führte ich unter anderem auch ein Interview mit Matthew Clannachan, Head of Investor Relations bei Bondora, einem Peer-to-peer Anbieter der in Deutschland mit über 10.000 Investoren bereits ein solides Geschäftsfundament hat und jetzt neues Produkt auf den Markt bringt, dass sehr interessant klingt.

Mit einer Verzinsung von mehr als 8% p.a. können Anleger schon in naher Zukunft Geld bei Bondora anlegen, ohne aktiv die Kreditvergaben wählen zu müssen. Das Gespräch mit Matt war sehr angenehm, er erzählte auch von seiner privaten Situation und wie er den Weg aus UK nach Tallin in Estland fand.

Auf der einen Seite muss er als Head of Investor Relations natürlich immer die passenden Worte haben (ist ja seine Aufgabe), auf der anderen Seite gibt es in der wahren Welt eben doch große Unterschiede darin, wie sich ein Unternehmen repräsentiert und auf Fragen eingeht.

Und so empfand ich es unter anderem auch sehr positiv, dass Matt eben nicht die reine Werbetrommel rührte, sondern entlang des Interviews meine Fragen ausführlich beantwortete. Derzeit bin ich dabei, das Interview ins Deutsche zu übersetzen und werde es dann schnellstmöglich hier auf GELDz.de publizieren.

Und dann kam Albert

Ein absolutes Highlight war der Vortrag vom Finanzwesir Albert Warnecke am 2ten Messetag. Ich durfte einen sehr authentischen und von privaten Erfahrungsberichten geprägten Vortrag erleben. Den unzähligen Interessenten vor Ort wurde von Albert ein schlicht und ergreifend sehr einfaches und kosteneffizientes Konzept zur Altersvorsorge an die Hand gegeben.

Mangels Komplexität des Anlagekonzeptes gab es von den Zuschauern unzählige Fragen die darauf abzielten, eben doch Komplexität im Konzept zu finden. Doch keiner der Fragenden hatte Erfolg, das Konzept ist und bleibt einfach.

  • ​Kosteneffizient
  • Transparent
  • Nachvollziehbar

Wie geht’s?

Albert rät dazu, ein „set & forget“ Konzept zu wählen. Statt unendlich viel Zeit für die Selektion von Einzelwerte zu aufzuwenden, hat er ein sauber strukturiertes ETF-Portfolio.

Gut, Albert musste bei seiner Entscheidung 2008 auch lange mit seiner Frau darum ringen, wie hoch die Anteile in welchem iShare sein sollen. Mehr World, mehr Europa, Dividenden ja, oder nein? Dem Grunde nach hat sich an seiner Sichtweise auch nach 10 Jahren nicht viel geändert.

Heute gibt es zwar lt. Albert durchaus Produkte die eine noch bessere Kostenquote mit sich bringen, ein Umschichten seines Depots kommt aber aus nachvollziehbaren steuerlichen Gründen nicht in Betracht.

Folgende Gewichtung hat sein ETF-Portfolio seit 2008:

Albert Warnecke's Portfoliogewichtung seit 2008

Albert Warnecke’s Portfoliogewichtung seit 2008

  • ​40% World
  • ​25% Schwellenländer
  • ​15% Europa
  • 10% Small Caps
  • 10% U.S. Dividends

Da es sich bei den ishares um ausschüttende ETFs handelt, nutzt Albert die Ausschüttungen, um einmal jährlich ein Rebalancing durchzuführen. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass er sich mit der von ihm gewählten Methode sehr wohl fühlt und absolut davon überzeugt ist, mit dieser Anlagestrategie einen kosteneffizienten Weg der Altersvorsorge zu gehen und dabei auch noch eine gute Durchschnittsrendite zu erwirtschaften.

Ein Teil der Geldanlage geht selbstverständlich auch in konservative Risikoklassen wie Anleihen und Tagesgeld, sodass im Mix ein ausgewogenes Anlagekonzept entsteht, dass auch turbulentere Börsenjahre gut überstanden werden können.

Wenn eines klar ist, dann dass Kapitalmärkte langfristig steigen. Die Wirtschaft ist der Motor und selbst wenn ein Einzelwert mal insolvent geht, wird dieser Einzelwert im jeweiligen Index mit einem neuen Wert erstetzt. D.h. ein Indexbasierter ETF wird immer das Gesamtbild der börslichen Entwicklung abbilden, ohne das ein Anleger etwas tun muss. Passt bei der Rendite!

Zu Recht sagte Albert, dass Interessenten am besten gleich mit einem Sparplan auf ETFs beginnen und dann auch nicht groß darüber nachdenken sollten. Langfristig gesehen wird die Anlage steigen und die Idee der Altersvorsorge gut umsetzen. Der Cost average Effekt erfüllt über die Laufzeit hinweg einfach seinen Zweck und letztendlich sind durchschnittlich 5%-7% einfach besser, als 0,3% für das Tagesgeld 😉

​Wenn Albert heute nochmal beginnen müsste, würde er noch einfacher selektieren. Auf seiner Website schreibt er, dass der risikobehaftete Teil seiner Investition heute zu 70 % in einen ETF gehen würde, der den Index MSCI World abbildet und weitere 30 % in einen ETF, der den Index MSCI Emerging Markets abbildet.

Den risikoarmen Anteil würde er z.B. in Tagesgeld, Festgeld, Sparbriefe und Anleihen von Schuldnern mit Top-Rating in mittlerer Laufzeit investieren.

Albert, Danke für diesen tollen Vortrag!

Ich persönlich fände es toll, wenn im nächsten Jahr durch die Veranstalter der Invest größere Vortragsräume für Blogger bereitgestellt werden, denn das Interesse war einfach unglaublich groß und die Räume viel zu klein.

Die Bloggerlounge auf der Invest

Es freut mich sehr, dass ich in der Bloggerlounge einige Blogger persönlich kennenlernen durfte, die ich bislang nur von meiner Interviewserie aus kannte. Bastian Glasser von Talerbox.com und Luis Pazos von nurbaresistwahres.de. Weiterhin hatte ich die Möglichkeit mit Thomas Kehl und Arno Krieger von Finanzfluss.de und mit Lars Wrobbel  von passives-einkommen-mit-p2p.de ein paar Worte zu Wechseln. Besten Dank an dieser Stelle an Euch für die wertvollen Tipps und Anregungen.

Im Grunde gehen alle Blogger mit denen ich ein Gespräch führen durfte ihren eigenen Weg auf ihre eigene ganz besondere Art und Weise. Und so ist es wenig verwunderlich, dass zum Beispiel auch die gehandelten Assets dem Grunde nach komplett verschieden sind.

Ob ETFs, Crowdinvesting, Online Broker, Hochdividendenstrategien oder Aktien, ob Kundenansprache per eigener Website, YouTube oder Instagram oder die ​Risikoaffinität bei der Wahl der jeweiligen Anlagestrategien. 

Was bleibt sind Privatpersonen, die es innerhalb kurzer Zeit geschafft haben, mit alternativen Anlagestrategien nicht nur ihr eigenes Portfolio auf Vordermann zu bringen, sondern auch ein Business aufzubauen.

Tipp: Wenn Du Dich dafür interessierst, welcher Finanzblog gerade welche Beiträge veröffentlicht, dann nutze gerne die Finanzblogroll, um die neuesten Posts von über 100 Finanzblogs auf einem Blick zu haben.

Finanzblogger auf der Invest 2018

Ach du dickes Ei – Wo Licht ist, ist auch Schatten

Abgefahrene Dinge durften auf der Invest auch nicht fehlen. Da gab es zum Beispiel einen Dienstleister, bei dem der scheinbar einzige Verantwortliche die ganze Zeit gelangweilt in sein Tablet schaute. Nicht ​miep, nicht einmal mäp. Die Interessenten liefen vorbei und auch ich fand bei derart großem Desinteresse zunächst keinen Einstieg in ein Gespräch.

Selbst als wir dann nach ein paar weiteren Anläufen ins Gespräch kamen, sprangen Arroganz und Ignoranz munter im 5 Quadratmeter großen Messestandbereich des Anbieters hin und her und gaben sich die Klinke in die Hand. Meine Herren, was für eine Show. Interessantes Produkt, sehr schlechtes Marketing.

Und auch sonst wurde einigen Vorurteilen Rechnung getragen, vom Zusammenhang zwischen den beworbenen Assets und dem Aufhübschungsgrad der Werbesprospekt übergebenden Ladys bis hin zu einigen Herren der Schöpfung, die Aktenkoffer und großen Einkaufstüten bis an den Rand mit Werbematerialien vollpackten. Und wenn ich sage Aktenkoffer, dann meine ich das auch – Koffer auf, alles rein was geht, Koffer zu und ab dafür 😉

Und auch die Vorträge in die ich reingehört habe, hatten hier und da schon mal das Geschmäckle einer aggresiven Verkaufsveranstaltung mit einem sehr genau zuhörenden Publikum, welches sich ganz gerne durch Werbeaussagen in den Bann reißen ließ. Ganz nach dem Motto, mit uns verdienen Sie ohne Ende Geld, nur mit uns – unterschreiben Sie hier.

Und auch wahre Wunder wurden auf der Invest 2018 versprochen.

Ein Referent eines Vortrages hatte ein megatolles Versprechen dabei. Er hatte einen Einzelwert mitgebracht, der sich innerhalb der nächsten Monate „garantiert, möglicherweise, eventuell, aber ganz sicher, oder vieleicht doch nicht, aber eher unter Vorbehalt tendenziell“ verdoppeln würde. Man möchte meinen, dass die Anleger nach der Aussage davon liefen. Doch Fehlanzeige.

Blind vor Gier & Gier frisst Hirn. Kaum einer scheint sich zu fragen, was der Typ denn da oben auf der Bühne macht, wenn er bei diesen malgeradesoebenallenaselangverdoppelnvomeigenkapital ja inzwischen Multimilliardär sein müsste. Man kann dem Veranstalter aber letztendlich auch nicht wirklich einen Vorwurf machen.

Würden Anleger nicht so wahnsinnig auf abgefahrene Renditeversprechen abfahren, würden Referenten auch keine Aktienkursverdoppelungen in kurzer Zeit versprechen. Das System nährt sich letztendlich von selbst.

Das Invest-Experiment

In der Nacht vom 13. auf den 14. April 2018 bezog ich Quartier im Mövenpick Hotel, gleich ein paar Meter neben den Messehallen. Für mich ein großes Experiment, denn das Hotel liegt nicht nur nahe am Flughafen, sondern im Grunde fast auf der Startbahn. Dank meines neuen Schnäppchenfinders konnte ich eine Nacht im Superior Zimmer inkl. Frühstück für knapp 100 Euro erstehen, sodass ich bereit war, das Experiment einzugehen. Wenn Du auch jedes Schnäppchen auf dem Schirm haben möchtest, wirf doch am besten gleich einen Blick in den Schnäppfchenfeed. und check die aktuellen Finanz Deals aus.

Invest 2018 – Mein persönliches Fazit

Es tat gut, mal wieder auf der Invest gewesen zu sein. Mein Eindruck ist überwiegend positiv und vor allem die vielen Kontakte zu anderen Bloggern und Dienstleistern waren eine tolle Erfahrung.

Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, hat auf der Invest sehr gute Möglichkeiten die Anlagestrategien im Detail kennenzulernen, die langfristig stabile Renditen bei überschaubaren Risiken ermöglichen.

Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt bei allem Bling Bling den Blick für das Wesentliche behalten zu können, so schadet es ganz gewiss nicht, sich intensiv mit der Materie zu beschäftigen.

Was mir im Vergleich zu früheren Messen positiv auffällt, ist der Trend, aus Veranstaltersicht durchaus auch den Blick über den Tellerrand hinaus gewähren zu wollen.

Es wird vielen kleineren Anbietern die Möglichkeit gegeben, sich vorzustellen und neue Produkte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ob die auf der „grünen Meile“ vorgestellten Alternativinvestments, der FinTech-Bereich oder die Blogger-Lounge inmitten des Geschehens.

Und falls Du Dir bereits jetzt überlegst, ob Du nächsten Jahr dabei sein solltest, dann lege Dich einfach fest und sei dabei. Tickets gibt es über verschiedene Wege kostenlos, die Hotelpreise direkt an der Messe sind bei Nutzung entsprechender Portale sehr erschwinglich und Stuttgart ist fast von überall aus gut zu erreichen – entweder mit dem Auto oder dann doch mit dem Flieger.

Wir sehen uns im nächsten Jahr, am 5. und 6. April 2019!

Die Anlegermesse Invest 2018 in Zahlen - Infografik

2 Gedanken zu „Invest 2018 – Meine Erfahrungen während des Messebesuchs“

    • Besten Dank Lars! Ich fand es richtug toll, dass Du Dir die Zeit für ein Gespräch genommen hast. Deine Sichtweisen sind sehr wertvoll und angelehnt an unser Gespräch habe ich in der Finanzblogroll eine neue Kategorie eingeführt: P2P 🙂

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